Filmtip: Augenhöhe (zum Thema: die neue Arbeitswelt)

Am letzten Wochenende bin ich auf einen sehenswerten Film gestoßen: Augenhöhe, ein „Brandes Franke Hansen Luinstra Trebien Film“. Auf das Projekt von Daniel Trebien war ich schon vor einiger Zeit gestoßen als es um das Crowdfunding für den Film ging, habe es dann aber zugegebenermaßen wieder aus den Augen verloren.

Es geht um Themen wie „neue Arbeitswelten“ und „Zusammenarbeit im Unternehmen“: Zusammenarbeit unabhängig von der Rolle und Verantwortung des Einzelnen, Zusammenarbeit mit Kunden, Patienten und Klienten – Zusammenarbeit auf Augenhöhe eben:

AUGENHÖHE OmU (dt.) from Daniel Trebien on Vimeo.

Der Film bringt keine direkten Lösungen oder konkrete Ratschläge für das Management im Kontext der neuen Arbeit, aber es werden viele interessante Zusammenarbeitsweisen und Sichtweisen, Aspekte, die die neue Arbeit ausmachen können und sollten, vorgestellt. Diese werden anhand von zahlreichen Interviews in sechs Unternehmen skizziert: allsafe JUNGFALK, einem Spezialisten für Ladegut-Sicherung, Premium Cola, einem Getränkehersteller, hhpberlin, einem Ingenieurunternehmen für Brandschutz, sysTelios, einer Privatklinik für Psychotherapie und psychosomatische Gesundheitsentwicklung, dem adidas Headquarter in Herzogenaurach und dem Werk von Unilever in Buxtehude.

Anbei als kurzer Eindruck ein paar Aspekte, die die wesentlichen Botschaften aus dem Film (aus meiner Sicht) wiedergeben:

  • Vertrauen und wenig Kontrolle – „wenn ich weiß, nach mir schaut keiner auf die Qualität [meiner Arbeit], dann muss ich diese selber sicherstellen“
  • „Soll ich für dich entscheiden?“ – guter Ansatz einem Mitarbeiter deutlich zu machen, dass dieser „Unternehmer im Unternehmen“ ist und ihm seine Kompetenz und auch seine Verantwortung klarzumachen
  • Wachstum (insbesondere in Produktionsunternehmen) begrenzen – damit nicht für das Wachstum notwendige Erweiterungen über Zinsen („dadurch verspüren wir Druck!“) oder spätere Zahlungen an Lieferanten („das ist unsozial“) finanziert werden müssen
  • Ein Periodensystem, das als Leitfaden dient, was in den Unternehmenskosmos gehört – und nicht willkürlich bei neuen Ideen neu entschieden werden muss, was wollen wir machen und was wollen wir nicht
  • Gemeinsam Räume schaffen, in denen sich Menschen begegnen, um ihre besten Potenziale zu entfalten
  • Die Klinikleitung stellt sich dem Klienten und sagt „bitte kritisiert mich, ich will lernen“ – ein ganz wesentlicher Aspekt: Kritikfähigkeit vom Chef
  • Der erste Schritt ist das Loslassen, das Vertrauen in die Mitarbeiter – „Jedes Unternehmen sagt immer, es will die besten Mitarbeiter, dann stellt man sie ein – und dann behandelt man sie wie kleine Kinder“
  • „Bei uns kann man sich nicht hinter einer ‚Sie-Kultur‘ verstecken“
  • „Ich erwarte von einer Führungskraft, dass sie aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihrer Argumente die Mitarbeiter erreicht und nicht, weil sie Chef ist“

Ein wesentlicher Begriff ist dabei natürlich die titelgebende Augenhöhe, die mehrfach in den verschiedenen Unternehmen zitiert wird: die gleiche Augenhöhe zwischen Chef und Mitarbeiter oder die von Arzt und Patient („ich habe zwar das medizinische Wissen, aber ich bin nicht höher, sondern stelle es zur Verfügung“).

Als zusätzlicher Interviewpartner kommt Thomas Sattelberger zur Sprache. Er ist es, der dann auch mit Zitaten wie dem folgenden die existierenden Grenzen in Großunternehmen beschreibt, die einer solchen neuen Arbeitswelt heute oft im Wege stehen: „Ein börsennotiertes Unternehmen hat per Definition signifikant weniger Spielräume für Demokratisierung, Individualisierung und Souveränität.“ Und nach meiner Erfahrung hat er damit in vielen Fällen recht: große Unternehmen agieren oft langsam, sie setzen Richtlinien als Leitplanken, an denen die Umsetzung scheitern kann. Auch wenn ich nicht an eine Umsetzung von heute auf morgen glaube, sondern eher an schrittweise Veränderungen und „Erfolg durch Vorleben im / für den eigenen Bereich“, so kenne ich Fälle, in denen auch dieses schrittweise Vorgehen durch Vorgaben und Richtlinien zumindest verlangsamt oder behindert wird.

Sinnbildlich ist das letzte Zitat des Films wahrscheinlich übrigens genau die Idealvorstellung, die Mitarbeiter treibt und motiviert neue Arbeitsformen zu wünschen, zu verlangen und umzusetzen. Es kommt von Janine Kuba, einer Diplom-Designerin von hhpberlin: „Ich bin hier zwar fest angestellt und wir haben Vereinbarungen und natürlich erbringe ich Leistung, und das sehr gerne, aber mein Freiheitsgefühl darf davon nicht beschnitten werden!“

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