Datenwust aus Sozialen Medien?

Nachdem es in den ersten beiden Posts dieser Miniserie „Umgang mit der Datenflut“ eher um Industrie 4.0 relevante Themen und das wachsende Informationsvolumen durch Maschinen (Autos, Navigationssysteme, Flughafengeräte wie Checkin-Schalter oder Gepäckförderanlagen und viele andere mehr) ging, möchte ich mich dieses Mal dem Aspekt des Datenvolumen durch die sozialen Medien widmen.

Informationsflut aus sozialen Medien?

Wir müssen uns nur einmal anschauen, in welchen sozialen Netzwerken wir heute üblicherweise tätig sind, aus denen wir Informationen aufnehmen (können): eher beruflich geprägte Kontaktnetzwerke wie Xing oder LinkedIn, eher noch privat geprägte Netzwerke wie Facebook, Informationsplattformen wie Twitter, oder schwerer einzuordnende Netzwerke wie Google+. Man muss gar nicht bei allen Medien vertreten sein, um ein „Zuviel an Informationen“ auf sich zukommen zu sehen. So hatte ich beispielsweise am Anfang den irrigen Gedanken, dass ich – egal um welches Netzwerk es sich handeln mag – die Sachen aus der Timeline, also die nach der Zeitleiste sortierten Meldungen, nachlesen muss, d.h., alles, was sich seit dem letzten Mal, als ich dort online war, auf der jeweiligen Plattform zugetragen hat. Man merkt schnell, dass das schon heute unrealistisch ist und immer unrealistischer wird. Wir werden in den nächsten drei Jahren das achtigfache an Datenvolumen haben, dabei das meiste aus den sozialen Medien – so zitierte Ibrahim Evsan einen IBM-Vortrag während seines Webinars bei Citrix zum Thema Arbeitswelt 4.0, wie wir morgen arbeiten und leben.

Datenvolumen - auch aus Sozialen Medien!

Das ist also nicht praktizierbar. Und so stellt sich schnell heraus, dass es in diesem Fall entweder einer eigenen anderen Einstellung oder einer anderen Technik bedarf, um dieser Datenflut Herr zu werden.

Lösungsansätze – technisch und im Verhalten

Die Technik ist einfach und wir sehen sie sich zunehmend in den Netzwerken verbreitend. Wir bilden Untergruppen zum Beispiel unserer Freunde auf den Netzwerken, ob als Freundesgruppen bei Facebook oder Kreise bei Google+. Hiermit kann ich die von mir „nach Lust und Laune“ zusammengestellten Kategorien in den Vordergrund meines Netzwerk-Informationsflows stellen, also zum Beispiel alle „Internet-of-things“ Informationen aus der zugehörigen LinkedIn-Gruppe oder die der „Corporate Blogs“ aus dem Xing-Netzwerk als Beispiele für von der Plattform vordefinierte Gruppen oder die Informationen meiner Familie, als Beispiel von mir selbst bei Facebook in eine Freundesgruppe eingeordneten Familienangehörigen.

Das Verhalten des Einzelnen und der Gesellschaft ist bereits dabei sich grundlegend zu verändern – wie ich auch in der nächsten Artikelserie „Anforderungen an Führungskräfte“ schreiben werde – aber das wird sich analog einem Kulturwandel nicht von heute auf morgen vollziehen. Bei mir selber beobachte ich, dass ich bei der Informationssuche oder „wenn ich ins Internet gehe“ auf zwei verschiedene Arten Informationen konsumiere: entweder ich will wissen, was in der jüngsten Vergangenheit passiert ist und dann aber auf möglichst breiter Basis und weniger eingeschränkt. Also „was haben meine Facebook-Kontakte“ in den letzten 24 Stunden oder der letzten Stunde gemacht, eher das „Bildzeitunglesen“ in den Sozialen Medien. Oder ich will alles zu einem konkreten Thema wissen, dann lese ich vollständig alle Beiträge (wie zum Beispiel meine Googlekreise oder Twitter für bestimmte Themen) rückblickend bis zum letzten Lesedatum, damit ich keine Information verpasse (das entspricht dann eher der „Lektüre einer Fachzeitschrift“ für bestimmte Themen).

Die Integration mit „anderen Systemen“ muss aber noch verbessert werden. Mit mehr Kontakten in Xing als ein Jahr Tage hat, bekomme ich durchschnittlich eine „Geburtstagserinnerungsmail“ pro Tag. Dabei oft auch zu Geburtstagen von Kollegen oder Geschäftspartnern, die ich weniger gut oder nicht privat kenne. Außer zu runden Geburtstagen gratuliere ich hier dann eher nicht. Das Ergebnis dieser zahllosen Erinnerungsmails: ich ignoriere sie in der Regel, weil sie zu ungefiltert Informationen liefern und damit bei mir wieder nur Mehrarbeit verursachen. Besser wäre in diesem Beispiel eine Möglichkeit über Kontaktgruppen oder zur Not einzelne Kontakte angeben zu können, ob ich an Geburtstage erinnert, nur an runde Geburtstage oder gar nicht erinnert werden möchte.

Wissensmanagement 2.0 – eine erste Skizze

Kann man also noch versuchen ungefiltert alle Informationsquellen zu nutzen, zu überblicken? Ich denke „nein, nicht mehr lange“, und das bringt mich zu etwas anderem, was sich aus meiner Sicht in Zukunft grundlegend ändern wird: das Wissensmanagement. Aus der Softwareindustrie und Beratungsbranche kommend habe ich seit meinem ersten Tag im Berufsleben erlebt, dass Unternehmen versuchen, eine zentrale Wissensdatenbank aufzubauen: „Es wäre doch schön, das in einem Beratungsprojekt aufgebaute Wissen im Unternehmen beraterunabhängig so zu konservieren, dass andere Berater bei einem anderen Kunden davon profitieren könnten“. Da das Wissen aber mit der Person, die es erworben hat, untrennbar verbunden ist, ist dieses Vorgehen nach meiner Kenntnis fast überall gescheitert. Ich bin der Meinung, dass man – wie man es an verschiedenen Stellen auch schon lesen kann – Wissensmanagement zukünftig grundsätzlich anders angehen und dafür die Möglichkeiten der Social Media und des ‚Always on‘ Ansatzes nutzen muss. Statt einer zentralen Stelle, an der wir alles Wissen finden können, werden wir zukünftig mit Hilfe von Socia Media Plattformen unsere Fragstellungen an eine Gruppe von Menschen gleichzeitig stellen. Wenn wir dafür die richtige Plattform und die richtige Gruppe an Menschen identifiziert haben, so werden wir auch die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt aus der Plattform heraus bekommen.

Damit wird das Wissensmanagement oder die Wissenssuche zukünftig um so erfolgreicher, je mehr Netzwerke und Kontakte ich habe und dafür verwenden kann. Und das wiederum bedingt andere Techniken und Verhaltensweisen, damit wir nicht im Datenwust aus den Sozialen Medien untergehen … womit wir dann wieder am Anfang des Artikels wären.

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