Menschen machen Projekte

Der Grundsatz „Menschen machen Projekte“ begleitet mich seit über 20 Jahren – seit ich ihn bei meinem ersten Arbeitgeber nach dem Studium, der sd&m software design & management, als „Motto“ und Grundeinstellung kennengelernt habe. Ich bin seit damals davon überzeugt, dass es die Menschen sind, die nicht nur die Projekte, sondern auch die Unternehmen ausmachen – mit allen ihren positiven Eigenschaften, Ideen, ihrer Kundenorientierung und Problemlösungskompetenz. Aber auch mit ihren schwierigeren Eigenschaften wie Beharrungsvermögen, Egoismus und Abgrenzungstendenzen gegenüber anderen Menschen oder Ungewohntem.

Seit damals beobachtete ich auch erfolgreiche wie weniger erfolgreiche Projekte und das dazu gehörige Projektmanagement. Und in der Fortsetzung des obigen Kernsatzes bin ich überzeugt, dass es nicht alleine „die einfache Summe der Individuen“ (also in diesem Fall: Teammitglieder) ist, die den Erfolg eines Projektes im Sinne von „Menschen machen Projekte“ ausmacht. Es ist vielmehr einerseits die richtige Mischung, andererseits die richtige Passung der Menschen in einem Team.

So ist es nicht verwunderlich, dass gerade in der Software-Branche, in der Projekte oft mit externen Mitarbeitern abgewickelt werden, dieses aus meiner Sicht besonderer Beachtung bedarf. Das gilt für das Engagement ganzer Teams eines Dienstleisters, der dann auch für die Vollständig- und Funktionsfähigkeit eines Teams einstehen sollte. Aber dies gilt auch für „zusammengewürfelte Teams“ aus oder zumindest mit verschiedenen Freelancern, wie es in unserer Branche nicht unüblich ist.

Schon lange habe ich deshalb über Ideen gebrütet, wie man beim Engagement einzelner Freelancer diese Aspekte einfließen lassen und berücksichtigen könnte: sind die verschiedenen Personen untereinander vernetzt, wieviele gemeinsame Kontakte haben sie? Sind die Referenzen, wie sie auf Plattformen heute üblich sind, aus denselben Branchen, von denselben Unternehmen oder gar den gleichen Personen? Haben die Betroffenen in denselben Projekten zusammengearbeitet, gibt es Informationen wie erfolgreich das Projekt damals war? Kurz: eine quasi auf Big Data basierte erste Interpretation der Passung möglicher Teammitglieder untereinander. Als alleiniges Kriterium sicher nicht anwendbar oder auch nur zu wünschen, genauso wenig, wie man eine Passung von Menschen über einen Allgorithmus in der Partnervermittlung alleine erfolgreich sein kann. Aber als zusätzliche Entscheidungshilfe?

Kürzlich las ich von einen spannenden Ansatz, der zumindest schon in diese Richtung geht. Im DUB UNTERNEHMER-Magazin würde über Matchworking.de berichtet, die die Passung von (allerdings einzelnen) Freelancern zum konkreten Auftraggeber und Projekt auch psychologisch über einen Fragebogen zu Kriterien der Zusammenarbeit vor der Vermittlung abgleichen, „auf [der] Basis von anerkannten psychologischen Modellen und Werten“.

Nun kann man sagen, dass bei „Menschen machen Projekte“ nicht ein datenbasierter Ansatz – wie der oben beschriebene Gedanke einer maschinellen Einschätzung der Passung von Teammitgliedern – zugrunde liegen sollte. Aber ich denke, dass wir uns mit der oft zitierten „fluiden Arbeitskultur“, mit mehr Projektarbeit des Einzelnen, zwangsläufig in häufig wechselndere Teams und Gruppen, die zusammenarbeiten, bewegen. Und warum sollte nicht des Erfolgs zuliebe eine erste Daten-basierte Einschätzung als zusätzliche Entscheidungshilfe in Anspruch genommen werden?

Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis wir hier erste Startups und Algorithmen sehen werden.

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