Buchtipp: 2025 – So arbeiten wir in der Zukunft

Ein Buch von Sven Gábor Jánszky und Lothar Abicht.





Meine Bewertung in Punkten:

  • Unterhaltsam 4,5 von 5
  • Zukunftsmusik 5 von 5
  • Unternehmensgründung 1 von 5
  • Management im Unternehmen der Zukunft
    4 von 5
  • Collaboration / Arbeitsplatz der Zukunft
    4 von 5


Die Autoren

Der Autor Sven Gábor Jánszky ist deutscher Trendforscher, Journalist, Referent, Managementtrainer und Geschäftsführer der Mitteldeutschen Kommunikations- und Kongressgesellschaft sowie Leiter des 2b AHEAD ThinkTank. Er lehrt im Masterstudiengang „Leadership studies“ an der Karlshochschule International University in Karlsruhe.
Sein Ko-Autor Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Abicht ist als Honorarprofessor an der Technischen Universität Chemnitz tätig. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung des isw-Instituts in Halle, dem Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft.

Das Buch im Überblick

Ein aus verschiedenen Aspekten heraus sehr spannendes Buch, das ich nur jedem empfehlen kann, der einen Blick in die Zukunft werfen will. Der Titel nennt es „die Zukunft der Arbeit“, aber inhaltlich gehen die Autoren auch auf viele Nachbarbereiche wie Gesundheit, Alter oder Bildung ein. Das tut dem Buch keinen Abbruch – zum einen, weil es interessant zu lesen ist, und zum anderen, weil auch aus diesen Bereichen teils direkt, teils indirekt Einflüsse und Entwicklungen auf unseren Arbeitsalltag und die Arbeitsumgebung der Zukunft abgeleitet werden können.

Das Buch ist in einer spannenden Form geschrieben – jedes Kapitel besteht aus drei Teilen. Es beginnt mit einem Teil quasi romanhafter Erzählung. Dann folgt ein Faktenkapitel, in dem die Herleitung des ersten Teils und ein umfassenderer Ausblick auf das jeweilige Kapitelthema gegeben wird. Abschließend sind Barcodes auf illustrierende und weiterführende Videos abgedruckt.

Inhaltlich begleiten wir die Familie Seedorf durch einen Tag im Mai des Jahres 2025. Die Kapitelüberschriften der Erzählung beschreiben den Tagesablauf, von „5:52 Uhr: Aufstehen“ über „9:12 Uhr: Telefonkonferenz“ oder „16:41 Uhr: Im Café“ bis hin zu „22:27 Uhr: Am Schreibtisch“ und geben einen Einblick in die Zukunft am Beispiel der Familienmitglieder.

Im Anschluss werden die Fakten und Trends, die der im Kapitel zuvor beschriebenen Zukunftsaspekte zugrundeliegen, erläutert. Diese Kapitel sind in etwa zwei- bis dreimal so lang wie die Romankapitel und enden jeweils mit der Angabe von Barcodes, die auf illustrierende oder vertiefende Videos verlinken. Auch wenn oft schon bekannte Videos für jemanden, der sich wie ich mit diesen Themen intensiv auseinandersetzt, enthalten sind, so habe ich trotzdem auch „neue Fundstücke“ entdeckt – in Summe eine gelungene Zusammenstellung.

Essenz

Es sind zuviele interessante und diskutierwürdige Thesen und Ausblicke in diesem Buch verarbeitet, um sie hier alle angemessen wiederzugeben. Dennoch will ich in Kurzfrom zumindest auf die mir – subjektiv – wichtigsten Themen und Thesen eingehen. Und sicher werden diese und andere Aspekte auch in meinen zukünftigen Blogposts an verschiedenen Stellen auftauchen und zitiert werden.

Hier die wichtigsten Thesen des Ausblicks in die Zukunft aus meiner Sicht:

  • Nach Sprachsteuerung (der geneigte Leser dieses Blogs weiß, dass ich hiervon schon länger ein bekennender Fan bin) und Gestensteuerung werden Eye-Tracking (zum Beispiel schon im Samsung Galaxy S4 umgesetzt) und Gedankensteuerung von technischen Geräten weiter entwickelt und auf uns zukommen.
  • Die Smartphones – und allgemeiner: die uns umgebenden technischen Geräte – werden uns besser kennen als wir uns selbst. Als nachvollziehbare Begründung werden z.B. die ganzen Sensoren, die heute schon in Smartphones verbaut sind oder angeschlossen werden können, angegeben. Das fängt beim GPS zu unserer Lokalisierung an, geht über den Bewegungssensor bis hin zu Geräten wie einem Blutdruckmesser.
  • Ausgehend von der Prämisse, dass sich unsere Lebenserwartung alle vier bis fünf Jahre um ein Jahr verlängert, bekommen wir ganz andere Lebenszeitmodelle als früher. Wir werden uns nach sinnvollen und auch der Selbstbestätigung dienenden Beschäftigungen umsehen und flexible Arbeit bis ins hohe Alter als eine solche Beschäftigung entdecken. Es wird zwei wesentlichen Lebenszeitmodelle, die mit ihren verschiedenen Phasen und Charakteristika im Buch beschrieben werden, geben: die sogenannten „Frühen Familien“ und „Späten Familien“, benannt nach dem Zeitpunkt der Familiengründung.
  • In zahllosen Berichten wird heutzutage – meist ohne Zahlenangaben – bereits darauf hingewiesen, dass sich das Machtverhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in den kommenden Jahren verschiebt, die Arbeitgeber müssen zunehmend um die Mangelware Arbeitnehmer kämpfen. Im Buch wird diese Entwicklung sehr plastisch anhand einer Rechnung dargestellt. Grob gesagt wird von einem Arbeitskräftemangel von etwa 5 Millionen ausgegangen, dem gegenüber gestellt werden verschiedene Ansätze diesen Mangel zu reduzieren: mehr erwerbstätige Frauen, ausländische Arbeitnehmer, eine Erhöhung der Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten, Arbeit bis zum heute geplanten Renteneintritt von 67 Jahren (statt Frührente) und eine Verbesserung von Ausbildung und Qualifizierung.
  • Der Mangel manifestiert sich in der Hauptsache in hoch- und höherqualifizierten Berufen und zieht Arbeitskräfte auch aus den mittleren Qualifikationen nach. In der Folge, so die Autoren, wird sich eine Schere auftun, deren beide Flügel man mit der Differenzierung des Verhältnisses von Mensch zu Maschine beschreiben kann: es wird Menschen geben, die die Maschinen programmieren und sie zur Arbeit benutzen werden sowie Maschinen, die die Menschen zu Tätigkeiten einteilen, ja gegebenenfalls sogar anleiten werden (für letzteres wird der Begriff des „Assisted Working“ verwendet). Während auf der einen Seite also immer komplexere Aufgaben zu erledigen sind, werden auf der anderen Seite die Aufgaben in immer kleinere, einfachere Teilschritte zerlegt, die dann sogar – aus Sicht der Unternehmen: im Idealfall – mit ungelernten oder nur wenig zu schulenden Arbeitskräften erledigt werden können.
  • Die Autoren beschreiben eine Entwicklung, die sie die Devaluation des Expertentums bezeichnen. Rechner werden immer schneller, die Speichermöglichkeiten und das hierdurch gespeicherte Informationsvolumen immer unermesslicher. Gleichzeitig haben wir eine „Komplexität des Wissens“ erschaffen, die nur durch Computer und Rechner zu beherrschen ist. Dadurch steht immer mehr Expertise zum Abruf über Software zur Verfügung, die (menschliche) Experten in vielen Bereichen ersetzen kann und wird.
  • Zur Organisation der Unternehmen wird es in Kürze noch einen eigenen Artikel geben, deshalb hier nur kurz: Die Trendforscher erwarten eine Polarisierung zwischen einerseits Unternehmen mit fluider Organisation, was vereinfacht Unternehmen mit kleiner Kernmannschaft und vielen freien, wechselnden Mitarbeitern quasi als Korona sind, und andererseits sogenannte „Caring Companies“, die ihre Mitarbeiter mit immer mehr Zusatzleistungen unterstützen und versorgen, wie wir es heute schon in Anfängen zum Beispiel mit Betriebskindergärten sehen.
  • Ein Trend, den wir ebenfalls heute schon sehen, ist das Wachstum der Projektmitarbeiter, deren Anteil an den Erwerbstätigen die Trendforscher im Jahr 2025 bei bis zu 40% erwarten. Der Rest an Arbeitnehmern wird sich auf nur noch rund 40% Langzeit-Anstellungsverhältnisse und rund 20% Selbstständige verteilen.
  • Die Stärkung der Position der Arbeitnehmer – insbesondere der eben genannten Projektmitarbeiter, die als sogenannte Jobnomaden von einem Projekt zum nächsten Projekt ziehen – als Folge des Verhältnisses im Markt zwischen Angebot (Arbeitnehmer) und Nachfrage (Arbeitgeber) führt von der Auswahlmöglichkeiten verschiedener Jobofferten zur Priorisierung des Einzelnen seiner Ziele und Wünsche für eine potenzielle Beschäftigung. Als Ergebnis kristallisieren sich drei Kriterien beziehungsweise Fragen heraus, anhand derer die Arbeitnehmer Aufgaben bewerten und auswählen werden:
    • Handelt es sich um eine Herausforderung und spannende Aufgabe für mich?
    • Kann ich mit gleichgesinnten, exzellenten „Köpfen“ zusammenarbeiten?
    • Bewirkt der Job etwas und macht die Welt ein wenig besser?

    Diese Abkehr von der Fokussierung auf monetäre Werte zu den genannten Zielen benennen die Trendforscher übrigens „Identitätsmanagement“.

  • All dieses hat eine Änderung des Macht- und Beziehungsgeflechts zwischen den verschiedenen beteiligten Beschäftigtengruppen zur Folge und bedingt eine neue Definition von Führung und Führungsaufgaben. Eine dieser neuen Folge ist der Verlust des Senioritätsprinzips und die damit verbundene Änderung, dass Arbeitnehmer mit zunehmendem Alter nicht mehr von einem wachsenden oder gleichbleibendem Gehalt ausgehen können. Vielmehr werden wir länger arbeiten und den Aufgaben angepasst durchaus auch zunehmend Gehaltsreduktionen sehen und akzeptieren müssen.
  • In Summe wird moderne Führung – analog schon heute sichtbarer Entwicklungen – mehr moderieren als befehlen, mehr Netzwerk– als hierarchisch orientiert und Unternehmensgrenzen überschreitend tätig sein.

  • Fazit

    Das Buch ist aus meiner Sicht ein Muss für alle an einem fundierten Ausblick auf die Zukunft der Arbeit (mit einem Zeithorizont von zehn bis fünfzehn Jahren) interessierte Personen!

    Es handelt sich um ein kurzweilig geschriebenes Buch mit jeweils alternierenden Romankapiteln, Faktenkapiteln und Barcodes für weiterführende, vertiefende Videos. Es vermittelt – auf der Basis von vielfach heute schon in der Realität erkennbaren Entwicklungen – viele Denkanstöße und Ideen.




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